Flaes Orgel

Geschichte

Geschichte

 

1869 wurde Pieter Flaes, Orgelbauer in Amsterdam, beauftragt, eine mechanische Pfeifenorgel auf Basis von 8-Fuß-Registern zu bauen, mit zwei Manualen, freiem Pedal und seitlichem Spieltisch. Das Windwerk bestand aus einem horizontal befestigten nach oben gehenden Blasebalg mit zwei Schöpfbalgen. Am 4. Juni 1870 fand die Orgelweihe statt.

 

Nach dem Tod von Pieter Flaes 1889 übernimmt die Firma C. J. Jurjaanz, ebenfalls Orgelbauer in Amsterdam, die Wartung. Vierundzwanzig Jahre nach der Einweihung, also 1894, wird die Orgel zum ersten Mal gründlich repariert. 1913 wird die Orgel sorgfältig gereinigt und restauriert, und zwar durch die Firma W. G. Venhoek, Orgelbauer in Utrecht; gleichzeitig werden die Labien der Vorderfront mit Blattgold verziert.

In den zwanziger Jahren wird die Orgel zunächst von der Firma G. van Leeuwen, Orgelbauer in Leiderdorp, instandgehalten. Im Jahre 1928 wird beschlossen, für den Unterhalt der Orgel einen deutschen Orgelbauer heranzuziehen. Die Wahl fällt auf die Firma G. F. Steinmeyer & Co. aus Öttingen, die zu der Zeit im Dom von Passau die größte Kirchenorgel der Welt baute. Diese Firma installiert im Jahre 1929 ein elektrisches Gebläse für die Orgel, so dass man künftig keinen Blasebalgtreter mehr braucht. Von der Firma Sanders in Utrecht wird in den dreißiger Jahren die Pedalwindlade aus dem Orgelgehäuse geholt, hinter die Orgel verlegt und pneumatisch gemacht.

 

Im Frühjahr 1968 wird die Orgel von der Firma Flentrop, Orgelbauer in Zaandam, gründlich überholt. Die Pedallade wird ins Orgelgehäuse zurückgebaut und auch wieder mechanisch gemacht. Das elektrische Gebläse - damals noch im Turm der Kirche - wird hinter die Orgel verlegt, da sich herausgestellt hatte, dass die kalte Luft im Turm die Orgel verstimmt.

 

1984 findet erneut eine große Sanierung durch die Firma Flentrop statt. Dabei wird die Orgel vollständig auseinandergenommen und die Windladen und die Traktur werden in der Werkstatt von Flentrop restauriert. Auch wird das Pfeifenwerk restauriert und teilweise neu intoniert, mit dem Ziel, zum ursprünglichen Klang von 1870 zurückzukehren. Bei dieser Restaurierung wird die Orgel um eine Oktave 2' im Oberwerk erweitert. Dafür wird zwischen der Offenflöte 4' und dem Dulzian 8' Platz geschaffen. Der Registerknopf wird im selben Stil nachgemacht; das Pfeifenwerk kommt aus einer im vorigen Jahrhundert gebauten Steenkuyl-Orgel. Ursprünglich war dies eine Oktave 4', deshalb wird die oberste Oktave durch Flentrop nachgemacht. Die Abmessungen dieses Registers sind beinahe identisch zu anderen Abmessungen von Pieter Flaes.

2002, ein Jahr nach der Sanierung des Kirchengebäudes, wird die Orgel durch Flentrop vollkommen gereinigt, die Frontpfeifen werden repariert und die Orgel wird erneut gestimmt.

 

Ab 2011 werden erste Überlegungen angestellt, die in die Jahre gekommene Flaes-Orgel nicht erneut aufwendig zu restaurieren, sondern sie durch eine modernere, jedoch aus Kostengründen bereits gebrauchte Orgel mit größeren musikalischen Möglichkeiten zu ersetzen. Auf Basis verschiedener Gutachten entscheiden sich die Gemeindemitglieder in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Januar 2016 mit großer Mehrheit dafür, die historische Flaes-Orgel zu behalten und fachgerecht restaurieren zu lassen.

 

Nach einem aufwendigen Verfahren mit Angeboten von renommierten Orgelbauern aus den Niederlanden und Deutschland sowie Anträgen an die Provinz Süd-Holland und verschiedene Stiftungen auf finanzielle Förderung für das Projekt wurde im Juli 2019 der Auftrag zur Restaurierung der Flaes-Orgel an die Firma Elbertse in Soest vergeben. Unterstützung bei diesem Prozess erhält unsere Gemeinde von dem Orgelsachverständigen Aart Bergwerff, der die Ausschreibung und die Arbeiten begleitet hat. Seit September 2021 ist die Orgel nun wieder zurück in unserer Kirche. Das Projekt wird mit der Abnahme durch den Orgelsachverständigen und einem offiziellen Eröffnungskonzert im Frühjahr 2022 abgeschlossen.

 

Der geschichtliche Aspekt der Orgel wurde in diesem Text durch Christian Faddegon beleuchtet.

Disposition

Hauptwerk

Bordun 16fs
Principal 8fs
Rohrflöte 8fs
Octave 4fs
Flöte 4fs
Quinte 3fs
Octave 2fs
Mixtur 4st
Cornet 5st D
Trompete 8fs B/D
Koppeln
Manualkoppel
Pedaalkoppel I
Pedaalkoppel II ***

Oberwerk

Principal 8fs
Bärpfeife 8fs
Salicional 8fs
Quintatön 8fs
Offene Flöte 4fs
Octave 4fs
Octave 2fs *
Dulzian 8fs

 

Tremulant

Pedal

Bordun 16fs **
Principal 8fs

*) Das Register Octave 2fs im Oberwerk ist kein Teil der ursprünglichen Disposition, sondern wurde erst bei der Restaurierung 1984 eingebaut, teilweise unter Verwendung historischer Pfeifen.

 

**) Transmission Bordun 16fs Hauptwerk

 

***) Neue Koppel